Pseudo 3D mit Gimp
ArticleCategory:
Graphics
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TranslationInfo:
Original in fr André Pascual
fr to de Katja Socher
AboutTheAuthor:
Ursprünglich ein Industriedesigner, jetzt als Professor für Produktion tätig,
lehrt er CAD. Computergraphik und speziell 3D-Graphik gehört zu seinen Leidenschaften.
Abstract:
Gimp ist eine Software ausschließlich für 2D, aber mit einigen Tricks, dank
der zahlreichen Werkzeuge über die es verfügt, ist es möglich, ein Bild in
Pseudo 3D zu erstellen.
ArticleIllustration:
ArticleBody:
Um zu dem Ergebnis des in Abb. 1 gegebenen Beispiels zu gelangen, sind 4
Schritte notwendig:
- Erzeuge einen Hintergrund mit Perspektivenwirkung für den Boden
- Erzeuge einen Text mit Vergrößerungsglaseffekt auf der vertikalen Wand
- Erzeuge eine spiegelnde Pseudo-Kugel
- Verfeinere durch Hinzufügen von Schatten, eindrucksvollem Glanz und Linsen.
Erzeuge den Hintergrund
Auswählen des Musters
Es wird angenommen, daß das Muster "circuit" in Gimp verfügbar ist. Wenn dies
nicht der Fall ist, dann ist irgendein anderes Muster (die Liste der Muster in
Gimp erscheint durch Klicken auf <File><Dialogs><Patterns>
oder Drücken von
[Shift+ Ctrl+ P] ) für unsere Zwecke völlig ausreichend. In dieser Liste klicke
auf das Icon, um es in der Größe 1:1 angezeigt zu bekommen und um den Namen des
von Dir ausgewählten Musters sehen zu können.
Wenn jemand das vorgeschlagene Beispiel genau nachmachen möchte, aber das
Muster
"circuit" in Gimp nicht existiert, dann kann er es sich besorgen. Hierfür öffne
Gimp, lade die Datei /opt/kde/share/wallpapers/circuit.jpg
und speichere sie mit der Extension "pat", wähle in der Liste der Formate
<By extension> im Menü <Save Image>,also
/usr/local/share/gimp/patterns/circuit.pat.
Das Muster wird nach dem nächsten Starten von Gimp verfügbar sein. Es ist
anzumerken, daß die vorgeschlagenen Wege hier für KDE 1.1.1 und für Gimp
1.0.4 installiert auf Mandrake 5.3 gelten. Sie können bei anderen Distributionen
differieren.
Vor dem Beginnen erinnern wir uns, daß, wenn jemandem die Bedeutung eines Icons
in der Toolbox unklar ist, es ausreicht, den Zeiger einen Augenblick auf dem
fraglichen Icon zu lassen, um einen Hilfstext erscheinen zu sehen. Erinnern wir
uns auch, daß ein Doppelklick auf ein Icon die Dialogbox
<Tools options> speziell für das gewählte Werkzeug anzeigen läßt.
Außerdem kann man mit einem Klick mit der Maus auf das Bild
ein Pop-up Menü erzeugt, das alle Manipulationswerkzeuge enthält, vom Speichern,
über Filter und andere
Script-Fu, etc... Und erinnern wir uns schließlich daran, daß
die Prozeduren, die mit der Maus gemacht werden, um das Menü zu aktivieren, alle auch
durch shortcuts verfügbar sind, worunter einige sehr nützliche sind:
new open, close, quit, copy, paste, undo, redo...
Vorbereiten des Hintergrunds
- Starte Gimp, wenn das noch nicht geschehen ist.
- Bereite eine leere Datei vor mit Hilfe von File> New> 640x480 >Background>
OK
- Füll den gerade aktuellen Hintergrund weiß durch einen Doppelklick auf Fill
(Farbtopf )> Pattern Fill
- Öffne File> Dialogs >Patterns und wähle Circuit (oder etwas anderes)
- Klick in ein Arbeitsfenster.
Das war's.
Da es nötig ist, ein Bild für die Wand und eines für den Boden zu erstellen,
speicher die Arbeit in jpeg Qualität 1.00 (ohne Kompression; wir werden später
das fertige Bild komprimieren) zuerst als 1.jpg, dann ein neues unter 2.jpg.
Wir verfügen nun über zwei identische Bilder, 1.jpg und 2.jpg, Bild 2 wird auf
dem Bildschirm dargestellt. Es wird uns dazu dienen, den Boden zu erzeugen.(siehe Abb.2)
Erzeugen des Bodens
Das fertige Bild soll eine Dimension von 400x400 (willkürliche Wahl) haben.
Man kann also 2.jpg, das aktuell auf dem Bildschirm zu sehen ist und
sehr viel größer ist (640x480), mit Hilfe der magnetischen Führungslinien
verzerren. Diese
werden geöffnet duch klicken auf die Lineale, die das Bild begrenzen. Es ist ausreichend
hierfür, auf ein Lineal zu klicken, jetzt den linken Knopf der Maus zu
drücken und den Zeiger auf das Bild zu bewegen. Eine eine punktierte rote
Linie erscheint, horizontal oder vertikal, entsprechend dem Lineal, auf das man gedrückt
hat.
Ein Index verschiebt sich auf dem Lineal zur selben Zeit, wie
die Hilfslinie sich positioniert.
Die punktierte Linie wird blau, wenn sie deselektiert wird:
es handelt sich um eine magnetische Führungslinie, die den Zeiger der Maus auf
sich zieht, oder die Grenze einer Selektion, wenn man sich ihr nähert.
- Plaziere von dieser Art eine horizontale Führungslinie 300 Pixel vom
Ursprung, dann zwei horizontale Führungslinien, eine bei 120 und die andere bei
520.
- Selektiere die Ebene durch einen Klick auf das Bild und Select>
Select all
- Doppelklick auf Transform Layer or Selection (in der Toolbox). Im Menü
<Tools options> das erscheint, wähle
<Perspective>
- Verforme die Selektion, um ein Trapez zu erhalten, das mit der Ecke
hoch/links von der Selektion mit dem linken Schnittpunkt der Führungslinien,
übereinstimmt.
Achtung : Rechenintensive Operation, warte also bis sie fertig ist, bevor
du irgendwoanders klickst.
- Ziehe dann die Ecke hoch/rechts an den rechten Schnittpunkt der
Führungslinien heran. Man erhält dann ein gleichschenkliges Trapez (siehe Abb.3)
- Verkleinere das Bild zu einem Icon oder schicke es auf einen anderen virtuellen Desktop. Als
Vorsichtsmaßnahme kannst du es auch abspeichern.
Erzeugen der vorderen Wand
- Lade Bild 1.jpg
- Plaziere die horizontale Führungslinie bei 400 Pixeln, und zwei vertikale,
die eine bei 120 und die andere bei 520.
- Selektiere die Ebene durch Klick auf > Select >Select all
- Selektiere Transform Layer or Selection und, in <Tool option> die
eigentlich noch vom vorherigen Aufruf geöffnet sein müßte, wähle Scaling.
- Verforme die Ebene so, daß es ein Quadrat von 400x400 umfaßt, begrenzt durch
die Führungslinien.
- Füge jetzt eine transparente Ebene hinzu durch Klicken auf > Layers>
Layers and channels >New layer (das linke Icon von der Verwaltungsbox der
Ebene wird sich öffnen). Man positioniert den Boden dieser Ebene, dann benennt
man sie in "Boden" um, durch Klicken auf den per default Namen
"new layer". (siehe Abb. 4)
Zusammenfügen von Wand und Boden
- Kopiere den Trapez-Boden von 2.jpg (benutze das
feather Werkzeug, klicke auf jeden Knotenpunkt des Trapezes, beende das Klicken
auf dem Punkt des Anfangs und klicke dann ins Innere des Trapezes, um es für gültig zu
erklären)
- Paste es in 1.jpg, auf die Ebene "Boden" die wir gerade erzeugt haben,
durch Klicken auf > Edit >Paste.
Der Boden positioniert sich in der leeren Ebene. Verschiebe ihn so, daß die
innere Kante der Selektion mit den horizontalen Führungslinien übereinstimmt.(siehe
Abb. 5)
- Um die Ebenen des Bildes zu vereinigen, klicke auf> Layers> Flatten image.
Jetzt besteht es nur noch aus einer Ebene.
- Schneide das Bild für eine Dimension von 400x400 aus, mit dem Crop Werkzeug
aus der Toolbox (es paßt sich automatisch an die magnetischen Führungslinien an)
- Füge eine Ebene "Text" hinzu
- Speicher (nur zur Sicherheit) unter 3.XCF (das Format von Gimp
erhält die Ebenen, wähle aus der Liste der Formate <By
extension>.)
Erzeugen des Texts
Produzieren eines Textlogos
- Klick auf Xtns> Script-Fu> Logos> Crystal
- Gib den Text "LOUPE" ("Vergrößerungsglas" oder etwas anderes) ein, Font "Cooper"
(oder etwas anderes),
Font size "105", Background "/opt/kde/share/wallpapers/circuit.jpg",
OK.
Anmerkung: der Font "Cooper" ist Teil des Paketes "Freefont" und ist nicht in
allen Distributionen per default installiert. Man wird großes Interesse haben,
sich dieses Paket zu besorgen, genauso wie das Paket "Sharefont", die beide quasi
unentbehrlich für eine angenehmere Typographie sind.
(101 vektorielle Fonts von Christoph
Lameter, <clameter@waterf.org> sind verfügbar.)
- Das Logo ist produziert; die Buchstaben sind mit demselben Muster gefüllt
wie die Wand, aber größer als dort, da sie dort verkleinert wurden. Man erhält
so einen Vergrößerungsglaseffekt.
- Das Logo besteht aus mehreren Ebenen, von denen eine den Namen
"Background" hat. Diese ist zu nichts nützte, sie muß gelöscht werden durch
> Layers> Layers & channels> Delete layer, die Ebene, die gelöscht
werden soll, muß dazu
selektiert sein. Man kann sie durch Anklicken auswählen:
sie muß sich dann in einem blauen Rahmen befinden.
- Zusammenfügen der restlichen Ebenen durch > Layers> Merge Visible
Layer (vorallem nicht Flatten image: man verliert sonst die Transparenz des
Bodens) (siehe Abb. 6)
Zusammenfügen des Textes
- Kopiere den Text
- Paste ihn in 3.XCF (das nicht geschlossen worden ist) auf die Ebene "Text"
- Positioniere ihn je nach Bedarf (das, was vernünftig durch die Transparenz
zu sehen ist, muß mehr oder weniger mit der Zeichnung der Wand, die sich
dahinter befindet, übereinstimmen. Siehe Abb. 7).
- Speicher unter 3.XCF (notwendig dieses Mal, denn wir werden jetzt das Bild
auseinander nehmen, ohne daß wir das verlieren wollen, was wir gerade erstellt
haben)
Erzeugen eines reflektierenden Kreises
Vorbereiten der Spiegelung
Die Kugel muß den Text spiegeln, angepaßt an die vordere Wand, d.h. er muß
umgedreht verglichen zum Original erscheinen und auf der Kugel gerundet sein.
- Selektiere den Text durch das rechteckige Auswahlwerkzeug, die Ebene "Text"
muß die aktive Ebene sein
- Selektiere das Spiegelwerkzeug durch Klick auf Flip
layer or selection> Vertical (Flip befindet sich in der Toolbox)
- Bestimme die Selektion, um sie mit dem Cursor zu verschieben, der bei dieser
Gelegenheit durch einen hoch/niedrig Pfeil ersetzt wird
Zeichnen der Kugel selbst
Jetzt wird es ein bißchen delikater.
- Verschmelze die Ebenen durch >Layers> Flatten image
- Führe eine kreisförmige Selektion durch (drücke auf Shift und gleichzeitig
bewegst du die Maus, so erhälst du einen Kreis und keine Ellipse), so daß
mindestens drei der Buchstaben sich im oberen Teil des Kreises befinden.
- Verändere die Selektion durch > Filters> Distorts> Whirl and
Pinch mit den folgenden Werten: "whirlangle:0", "Pinch amount:-1",
"Radius:2" (sie sind gewählte Werte für das gewünschte Ergebnis und wurden durch
mehrere Tests erhalten: es gibt keine Formel in diesem Gebiet)
- Bestätige und starte die Operation erneut mit denselben Werten (siehe
Abb. 8)
- Die Selektion ist immer noch aktiv, kopiere sie.
Man kann jetzt die Zeichnung ohne Abspeichern schließen.
Zusammenfügen von Kugel und Hintergrunddekoration
- Lade die Datei 3.XCF
- Erzeuge eine Ebene "Kugel"
- Paste die Kugel hinein und positioniere sie (ändere sogar ihre Größe), damit die
reflektierenden Buchstaben zu den Buchstaben auf der Wand passen.
- Speichere unter 3.XCF
Verfeinern der Arbeit
Dies ist der Teil der Arbeit, der mehr die Empfindsamkeit und das
Fingerspitzengefühl des Künstlers widerspiegelt. Deshalb werde ich auch nur
allgemeine Ratschläge geben, damit jeder selber seine Ideen umsetzen kann.
Bevor wir fortzufahren:
Die Buchstaben des Logos "LOUPE" erhalten horizontale Beleuchtung von der
linken Seite des Bildes (beobachte die Schatten). Die Kugel muß also logischer
Weise auf dieselbe Art beleuchtet sein; folglich muß sie auf den Boden einen
Schatten aus dieser Richtung projizieren und einen Teil der
Oberfläche im Schatten haben.
Erzeugen eines Schattens auf der Kugel
- Füge eine Ebene "Schatten Kugel" hinzu, transparent, opacity 90 (es gibt
immer die Möglichkeit, diese Werte zu verändern), Mischungsmode
"Normal"
- Plaziere 4 magnetische Führungslinien, die die Kugel berühren.
- Führe eine kreisförmige Selektion mit Hilfe der Führungslinien aus
(beginne beim Schnittpunkt hoch/links und gehe zum Schnittpunkt niedrig/ rechts. Die
Selektion muß die Kugel umkreisen.
- Doppelklick auf das Werkzeug Fill mit dem Farbgradienten; in der Box
<Tool options> wähle "Blend: FG to transparent" und "Gradient:
Linear".
- Wähle schwarze Farbe, wenn dies nicht schon geschehen ist
- Fülle die kreisförmige Selektion mit einem Schwarzbereich->transparent
durch Ziehen einer Horizontalen, vom äußeren rechten Teil des Kugeldurchmessers
zu seiner äußersten Linken (man muß sich den Durchmesser vorstellen: er ist
nicht dargestellt).
Der Schatten ist gesetzt. Mach Versuche mit dem Mischungsmodus der Ebene
"Schatten Kugel", um zu sehen, wie sich die schwarzen Pixel dieser Ebene mit
denen auf der Ebene darunter vertragen.
- Speicher die Arbeit, wenn du damit zufrieden bist.
Erzeugen eines bewegten Schattens auf dem Boden
- Füge eine Ebene "Schatten Boden" hinzu, transparent, opacity 80
- Stell dir die Form dieses Schattens vor: es handelt sich um eine genug platt
gedrückte Ellipse. Um sie zu erhalten, ziehe eine elliptische Selektion
(ohne Drücken ) und positioniere sie so, daß die äußere Linie von der großen
Achse (hier horizontal) mit dem Kontaktpunkt Kugel/Boden übereinstimmt. Man kann
sich dabei der Hilfe magnetischer Führungslinien bedienen (siehe
Abb. 9)
- Doppelklick auf das Werkzeug Fill mit "color or pattern"; in der Toolbox
<Tool options> wähle "Mode: Normal" und "Fill Type: Color fill".
- Wähle ein sehr trübes Grün (R:18, G:35, B:14 zum Beispiel)
- Fülle die Selektion mit diesem Grün aus.
- Der resultierende Schatten ist nicht realistisch, weil die Umgebung zu klar
ist. Ein echter Schatten ist immer etwas diffus an den Grenzen. Man erhält ihn
in zwei Schritten:
- Auf der noch immer aktiven Selektion klicke > Filters>
Blur> Motion Blur> Radial mit den Werten "Length: 35" und "Angle: 45">
OK
- Deaktiviere die Auswahl, dann dopllelklick> Filters> Blur> Gaussian
Blur (RLE) mit den per default Werten > OK
Erzeugen eines reflektierenden Glanzes auf der Kugel
Das Licht kommt von links, der gesamte linke Rahmen der Kugel muß leuchtender
sein.
- Füge eine Ebene "Glanz" hinzu
- Führe eine Selektion aus, groß genug in zunehmender Form mit dem Feather
Werkzeug (mit dem Lasso ist es schwieriger) von dem linken Rahmen der Kugel.
- Wähle eine weiße Farbe aus
- Färbe sie abnehmend FG->Transparent mit derselben Methode wie vorher,
aber von links nach rechts.
- Mische die Ebenen im Mode "overlay". Wenn dieser Effekt nicht ausreichend
betont, färbe zwei oder drei Mal auf dieselbe Weise.
Erzeugen eines Linseneffekts
Das auf die Kugel einfallende Licht wird im Fotoapparat reflektiert und
produziert eine optische Abweichung, "Lens flare" genannt.
- Verschmelze die Ebenen des Bildes
- Plaziere zwei magnetische Führungslinien , so daß ihre Schnittpunkte mit dem
Zentrum des Glanzes übereinstimmen (siehe Abb. 1), und schiebe auf den Linealen ihre
Position in X und Y zurück
- Doppelklick >Filters> Light Effects> Flare FX
- Gib die zurückverschobenen Werte von X und Y als Parameter ein "Center of Flare
FX". Man kann auch mit dem Kursor von der Maus das Bild verschieben und so sichtbar
das Zentrum des Glanzes verschieben.
Der letzte Schliff
Man kann das Ganze noch durch Hinzufügen einiger Lichtpunkte verfeinern, doppelklick
> Filters> Light Effects> Super Nova mit dem Parametern so, daß der
Radius 2 oder 3 und Spoke 50 auf den Buchstaben aus Glas nahe der beleuchteten
Route ist. Was die Farbe für diese Punkte angeht, so ist dies eine Sache des
Geschmacks.
Schlußbemerkung
Voilà. Das Werk ist beinahe fertig. Ich schreibe beinahe, weil es sicher
noch einige Fehler enthält, Annäherungen... Ein Computergrafik entspricht
nie exakt der Wirklichkeit.
Kein Künstler kann sich von seiner Betrachtungsweise und
seiner Persönlichkeit frei machen.
Jeder kann sich daran erfreuen.
Denn Linux, mehr Gimp, noch mehr die Lust des Künstler kann eine Quelle
von Ideen werden.