lf261, Applications: L'heure du Jazz++

LinuxFocus article number 261 http://linuxfocus.org

von Katja Socher
<katja(at)linuxfocus.org>

Über die Autorin:

Katja ist die deutsche Redakteurin von LinuxFocus. Sie mag Tux, Film, Fotografie und das Meer. Ihre Homepage befindet sich hier.

L'heure du Jazz++

Zusammenfassung:

Jazz ist ein Midi-Sequenzer mit vielen interessanten Features zum Editieren und Komponieren deiner eigenen Musik!

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Installation

Jazz++ ist als vorkompiliertes Paket oder als Quellcode verfügbar. Die Installation vom Sourcecode ist ein eigenes Abenteuer, da man seinen Weg durch eine fehlerhafte wxwin-1.68E library finden muß, die für die Installation gebraucht wird.
Die vorkompilierten Versionen sind jedoch leicht zu installieren und wir beginnen hiermit:
Lade ftp://ftp.jazzware.com/pub/jazz/stable/linux/jazz-bin-4.1.3.tar.gz herunter.
Versuche nicht, die rpm Version von jazzware.com zu benutzen. Sie ist ein Schwindel und enthält nur ein Skript, um ein tar file zu installieren. Man hat nicht die Vorteile, die man normalerweise mit rpm Dateien hat.
1) Gehe zu einem Verzeichnis (deinem home Verzeichnis oder /usr/local ) und packe jazz-bin-4.1.3.tar.gz aus:
tar zxvf /where/you/have/the/package/jazz-bin-4.1.3.tar.gz
2)Lade jazz-bin-4.1.3_addon.tar.gz herunter, das du am Ende des Artikels finden kannst und lasse tar zxvf /where/you/have/the/package/jazz-bin-4.1.3_addon.tar.gz laufen
3) chmod 755 jazz-bin-4.1.3
chmod 644 jazz-bin-4.1.3/jazz.cfg
Wenn du Schritt 3 nicht ausführst, wird jeder Benutzer die Konfigurationsdatei verändern. Mit Schritt 3 bekommen alle Benutzer ein standardmäßiges config file. Es gibt keine Konfiguration pro Benutzer.
Starte jetzt das jazz Programm von bin/jazz . Um "Sound" zu produzieren, brauchst du eine funktionierende Soundsysteminstallation. Alsa ist eine gute Wahl (siehe den Alsa Artikel).
Ich werde auch die Installation vom Sourcecode erklären, aber du brauchst einiges an Erfahrung hierfür. Du findest die Beschreibung >hier<

Um anzufangen...

Du kannst z.B. eine Mididatei laden, die sich bereits auf deinem Rechner befindet (vielleicht, weil du sie schon mit einem Noteneditierprogramm wie z.B. Rosegarden eingegeben hast) oder du nimmst Musik durch ein externes Midigerät auf (jazz hat hierfür zahlreiche Optionen, aber da ich leider kein solches externes Gerät besitze, konnte ich es nicht ausprobieren) oder du fängst mit einem leeren Blatt an.
Jazz läßt dich deine eigene Musik komponieren sowie sie bearbeiten!!
Es gibt zwei Hauptfenster, die du die ganze Zeit brauchen wirst: zuerst das Trackfenster, das dich am ganzen Stück oder an Teilen davon arbeiten läßt und zweitens das Pianofenster, das auch das Editieren einzelner Noten und Ereignisse erlaubt. Laßt uns zuerst das Trackfenster anschauen, da du damit anfangen wirst.

Track window

Klicke zuerst mit der linken Maustaste in eines der unbenannten Felder unter dem Feld, in dem Speed geschrieben steht. Ein neues Fenster öffnet sich. Hier findest du eine Liste mit verschiedenen Instrumenten, aus denen du auswählen kannst.
Es gibt wirklich viele verschiedene Instrumente und es gibt auch einige, mit denen du interessanten Sound erzeugen kannst, wie z.B. Vögelzwitschern, Telefonklingeln oder eine Seebrise.
Unter trackname solltest du deinem Track einen Namen geben, dieser Name sollte dir Hinweise geben, um was für ein Instrument es sich handelt sowie vielleicht ein paar weitere Informationen über seinen Part in deinem Stück wie z.B. rechte und linke Hand beim Klavier, Melodie...
Du stellst auch den Midikanal in diesem Fenster ein. Es gibt 16 Kanäle und jedes deiner Instrumente sollte seinen eigenen Kanal haben. Du kannst jeden beliebigen Kanal wählen, nur Kanal 10 ist für Schlagzeuge reserviert. Das bedeutet, sogar, wenn du ein Klavier für Kanal 10 auswählst, wirst du soetwas wie einen Schlagzeugsound hören. Deshalb wählst du, wenn du ein Schlagzeug haben möchtest, Kanal 10 und sonst einen der anderen Kanäle!
Wenn du das Fenster wieder schließt, siehst du den Tracknamen in dem Feld, auf das du vorher geklickt hast. Links unter M kannst du den Midikanal sehen, den du gewählt hast. Wenn du auf das M klickst, wird ein T sichtbar und die Nummern darunter ändern sich. T gibt die Tracknummern an.
Unter Prg siehst du jetzt eine Nummer, das ist die Nummer des Instruments, das du gewählt hast.
Durch Klicken auf das kleine Feld links neben dem Prg-feld kannst du sehen, wie sich die Buchstaben von P zu M zu S und wieder zu P ändern. P steht für Play. Wenn du es zu M änderst, verstummt der Track (M=mute) und du hörst nur die anderen Tracks spielen. Mit S ist es genau andersrum. Es steht für solo und nur dieser eine Track spielt. Dies ist sehr nützlich, wenn du mehrere Instrumente hast und nur eines hören willst oder alle bis auf eines hören willst.
In dem großen Feld siehst du deine Musik wie Barcode geschrieben. Um dies zu erreichen, wenn du mit einem leeren Blatt angefangen hast, laß uns den wichtigsten Knopf in der Toolbar des Trackfensters anschauen. Den Knopf für das

Piano window

Um das Pianofenster zu bekommen, klickst du entweder auf den Knopf in der Toolbar mit der Klaviertastatur oder, wenn du das Pianofenster für einen bestimmten Track (Instrument) haben möchtest, klickst du mit der rechten Maustaste in das Barcodefeld des gewünschten Tracks.
Auf der linken Seite siehst du eine Klaviertastatur und wenn du auf sie mit der Maus klickst, kannst du Töne hören. Für den Fall, daß du ein Schlagzeug auf Kanal 10 gewählt hast, bekommst du stattdessen eine Liste mit Schlagzeuginstrumenten und kannst dir ihren Sound anhören. (Wenn die Klaviertastatur sich nicht zu einer Liste mit Schlagzeugen ändert, kannst du auf Settings-->Events im Menü des Pianofensters klicken und "Show drumnames on drumtracks") ankreuzen.
Um Noten (die wieder wie Barcode aussehen) in das große Feld rechts einzufügen, mußt du nur auf den Einfügeknopf (der 4. Toolbarknopf von links) klicken und dann in dem Feld an der Stelle, wo du die Noten hinhaben willst. Die nächsten vier Knöpfe entscheiden über die Länge der eingefügten Noten. Aber du kannst sie auch per Hand durch einen Klick mit der rechten Maustaste auf die Note, die du verändern willst und Ziehen der Maus, während die Taste weiter gedrückt bleibt, verändern.

Zur Unterstützung für deine Kompositionen kannst du z.B. die Random Generators (Zufallsgeneratoren) benutzen sowie den

Harmony Browser

Gehe zurück zum Trackfenster. Dort im Menü klick auf Misc--> Harmony Browser und ein neues Fenster öffnet sich.
Eine Möglichkeit, den Harmony Browser zu benutzen, ist, auf die verfügbaren Akkorde zu klicken. Füge diejenigen, die dir gefallen, durch Drücken der Shift-Taste bei gleichzeitigem Drücken des Akkords, der dir gefällt, in die Sequenz ein. Wenn du jetzt auf den Akkord in der Sequenz klickst, kommt er in den Pianospeicher. Wenn du jetzt zum Pianofenster gehst und mit der linken Maustaste klickst, wird der Akkord dorthin gepastet.
Zurück zum Harmony Browser. Wenn du zum Menü Settings--> Midi gehst, kannst du die Tonhöhe der Noten im Harmony Browser ändern, so daß du höher und tiefer klingende Akkorde haben kannst.
Hier kannst du auch den Midikanal einstellen, den der Harmony Browser für sein Instrument benutzen soll (dies ist wichtig, wenn du ihn für mehrere Instrumente benutzen willst, da sonst alles so klingt, wie das Instrument, das im Midikanal eingestellt ist.
Eine andere Möglichkeit den Harmony Browser zu benutzen, ist, zuerst einige einzelne Noten im Pianofenster einzugeben. Wenn du diese Noten im Trackfenster selektierst und dann auf Action-> Analyze im Harmony Browser klickst, werden die einzelnen Noten in Akkorde umgewandelt. Du siehst sie in der Akkordsequenz und kannst sie dann in deinen Song pasten.
Um die Noten, die du haben möchtest, zu selektieren, klicke mit der linken Maustaste und ziehe die Maus über sie. Wenn du mehr als die im augenblicklichen Fenster angezeigten Noten selektieren willst, mußt du die Shift-Taste während des Selektierens gedrückt halten. Nach dem Scrollen kannst du dann mit der Selektion fortfahren.

Random Rhythm Generator

Selektiere den Bereich in deinem Track, wo du den Zufallsrhythmus in deinem Trackfenster haben willst. Öffne den Random Rhythm Generator durch Klicken auf Misc-->Random Rhythm im Menü des Trackfensters. Zuerst solltest du ein Instrument wählen. Danach kannst du alle anderen Variablen einstellen, die du im Fenster sehen kannst und den Rhythmus durch Klicken auf Instrument--> Generate erzeugen. Danach kannst du mit einem weiteren Instrument weitermachen, solange, bis du fertig bist.
Hör dir den Rhythmus an. Ich persönlich finde, daß man es mehrmals ausprobieren muß. Manchmal wird ein guter Rhythmus erzeugt und manchmal nicht. Es ist einfach Zufall, aber trotzdem nett zu benutzen.
Die Variablen, die du angibst, sind in Wirklichkeit Wahrscheinlichkeiten. Zum Beispiel gibst du im rhythm Feld die Wahrscheinlichkeit dafür an, daß ein Instrument zu einer bestimmten Zeit gespielt wird oder nicht. Ein höherer Wert bedeutet eine hohe Wahrscheinlichkeit und ein niedriger Wert eine geringe Wahrscheinlichkeit.
In der Dokumentation wird vorgeschlagen, jedes Instrument zweimal zu definieren. Einmal wählt man hohe Wahrscheinlichkeiten an ein paar wenigen Stellen und einmal niedrige Wahrscheinlichkeiten an vielen Stellen. Es ergibt wirklich ein ganz gutes Ergebnis.
Man kann auch Gruppen von Instrumenten definieren, damit die verschiedenen Schlagzeuge ein bißchen mehr zusammenspielen. Dies ist, was du auf der rechten Seite der Dialogbox des Random Rhythm Generators siehst. Beachte, daß die Contributoren vor den Listeners definiert werden müssen.

Random Arpeggio Generator

Ich finde es auch interessant, diesen Generator zu benutzen. Ein Arpeggio kann als ein Akkord beschrieben werden, der Note für Note gepielt wird. In anderen Worten, statt alle Noten des Akkords auf einmal zu spielen, werden sie einzeln, einer nach dem anderen gespielt. Manchmal gibt das wirklich einen sehr netten Sound! Besonders gefällt es mir, die Akkorde zuerst zu einem anderen Track zu kopieren, so daß ich einen Track mit den Akkorden und einen mit dem Arpeggio habe. Meistens ergibt dies einen sehr schönen Sound!

Spiel einfach damit herum. Du wirst erstaunt sein, was für interessante, gut klingende Sounds und Rhythmen sich ganz einfach erzeugen lassen.

Jetzt, wo du ein Musikstück hast, möchtest du vielleicht einige Teile davon bearbeiten:

Editieren deiner Musik

Es gibt wirklich eine Menge an Möglichkeiten in Jazz++, um dein Musikstück auf jede erdenkliche Weise zu editieren und wir können sie hier nicht alle diskutieren. Laßt uns nur ein paar wenige betrachten:

Einfügen und Wiederholen

Wenn du einige Noten irgendwo in der Mitte von deinem Stück einfügen möchtest und dafür mehr Platz brauchst, kannst du die anderen Noten mit cut und paste einrücken. Klicke und ziehe zuerst mit der linken Maustaste, um die Noten, die du verschieben willst, zu selektieren, dann klicke auf cut im Menü. Wenn du jetzt auf paste klickst und deine Maus über das Trackfenster bewegst, siehst du einen Pfeil. Wenn du mit der linken Maustaste klickst, wird es an diese Stelle gepastet.
Wenn du einen Teil wiederholen willst, mach dasselbe wie gerade beschrieben, nur klick auf copy statt auf cut.
Eine andere Möglichkeit, etwas zu wiederholen, ist, replicate zu benutzen. Zuerst selektierst du den Bereich, den du wiederholen willst, dann klick im Trackfenster Edit--> Replicate. Jetzt mußt du an der Stelle klicken, wo die Wiederholung beginnen soll. Eine Dialogbox öffnet sich. Nach dem Schließen mußt du dorthin klicken, wo die Wiederholung enden soll. Wenn du "Repeat Copy" angekreuzt hast, wird der selektierte Teil über den gesamten Zielbereich aufgefüllt. Wenn "Insert Space" angekreuzt ist, werden die anderen Musikparts nach rechts verschoben, um Platz für die neue Musik zu machen.
Du kannst auch einen Part von einem anderen Song in den neuen Song einfügen, indem du den Part als Pattern (File--> Save Pattern) abspeicherst und dann später in den neuen Song mit File--> Load Pattern einfügst.
Um etwas zu löschen, kannst du zu Edit--> Delete gehen. In der Dialogbox kannst du entscheiden, ob die Löschung freien Raum lassen soll oder die Noten von rechts verschoben werden, um die Lücke zu schließen.

Transponieren

Um einen Teil deiner Musik zu transponieren, mußt du ihn zuerst selektieren, dann gehe zu Edit-->Transpose im Trackfenster.
Eine andere Möglichkeit zum Transponieren ist, den Harmony Browser zu benutzen. Du kannst einige Akkorde auswählen, die dir gefallen. Dann selektierst du den Teil deines Musikstücks, den du transponieren willst im Trackfenster und klickst auf Action->Transpose im Harmony Browser. Die Noten von deinem Musikstück werden jetzt auf die Tonlage der Akkorde transponiert.

Tempoeinstellungen

Du wirst erstaunt sein, wie anders ein Musikstück klingen kann, abhängig von der Geschwindigkeit, mit der es gespielt wird. Um die Geschwindigkeit einzustellen, gehe zum Trackfenster. Dorst siehst du das Feld speed. Klicken mit der rechten Maustaste verringert die Geschwindigkeit, Klicken mit der rechten Maustaste erhöht sie.
Um das Tempo nur in einem Teil deines Songs zu verändern, klick Misc--> Edit Tempo im Pianofenster. Du wirst feststellen, daß ein neues Feld unter den Noten sichtbar wird. Hier kannst du deine gewünschten Tempoänderungen mit der Maus zeichnen. (Aus irgendwelchen Gründen muß ich manchmal Misc--> Edit Tempo noch einmal drücken, nachdem ich Apply gedrückt habe, damit es richtig funktioniert.)

Verändern der Tonhöhe

Klicke Misc-->Edit Pitch im Pianofenster. Es funktioniert so ähnlich, wie das Ändern des Tempos in einem Teil deines Songs: Ein neues Feld unter den Noten wird sichtbar und du kannst die gewünschte(n) Tonhöhenänderung(en) mit deiner Maus zeichnen.

Crescendo/Decrescendo

Hierfür benutzt du den velocity Knopf Misc--> Edit Velocity im Pianofenster.

Wenn dir irgendwelche deiner vorgenommenen Änderungen nicht gefallen, kannst du sie natürlich durch Klicken auf den Undo-Knopf (Misc--> Undo) wieder rückgängig machen.

Ich hoffe, du hast jetzt eine Vorstellung davon, was Jazz++ ist und kannst es nicht erwarten, selbst damit herumzuspielen! Es gibt noch viele andere Features zu erkunden, wie das guitar board, den Random Shuffle Generator etc. etc., aber dies ist an dir, es selbst auszuprobieren!

Viel Spaß!

Referenzen

Das Programm selbst besitzt eine sehr gute Dokumentation, wenn du auf den Hilfeknopf drückst. Du kannst darin auch suchen.

jazzware.com
HowTo from Hymn
jazz-bin-4.1.3_addon.tar.gz
Jazz++ arbeitet am besten mit Alsasound. Siehe Artikel 259:Midi mit Alsa
zusätzliche Patche für die Quellcodeinstallation

Autoren und Übersetzer:

en --> -- : Katja Socher <katja(at)linuxfocus.org>

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