Linux auf dem Desktop: Ein Computer für Mama
    ArticleCategory: Hardware
    Applications 
    AuthorImage:[Here we need a little image from you]
    ![[Photo of the Author]](../../common/images/Guido-S.gif) 
 
    TranslationInfo:[Author + translation history. mailto: or
    http://homepage]
    original in en Guido Socher
    en to de Guido Socher
    AboutTheAuthor:[A small biography about the author]
    Guido mag Linux, weil es sehr flexibel ist und viel mehr
Möglichkeiten bietet, als jedes andere Betriebssytem.
    
    Abstract:
Meine Mutter gehört zu einer Generation, die ohne Computer aufgewachsen ist.
Dieser Artikel ist vermutich gültig für die meisten Leute, die 
einen Computer erst nach ihrem 60. Lebensjahr benutzt haben.
    ArticleIllustration:
     
 
    ArticleBody:
    Einführung
Meine Mutter benutzte tatsächlich den Computer schon seit einigen
Jahren, aber es war immer eine spezielle Maschine, wo aus DOS heraus
direkt die Textverarbeitung gestartet wurde. Nichts anderes war auf
diesem Computer installiert. Dieser Computer war nur eine bessere
Schreibmaschine.
Nun, da ihre Kinder das Haus verlassen haben und
anderswo leben, wollte sie das Internet nutzen, um die neusten Fotos
ihrer Enkelkinder zu sehen oder um E-Mail zu schicken.
Meine Geschwister hatten Mama einen Windows 98 Computer
gegeben, weil das am benutzerfeundlichsten und deshalb das
Beste für Mama sei. Nach einigen Computerkursen und langen Abenden mit
"bitte hilf mir" Anrufen verschwand die ursprüngliche Begeisterung 
für den Computer immer mehr. Die Idee eines Computers für Mama war
mehr oder weniger aufgegeben.
    Es gab einfach zu viele Probleme:
    
      - Doppelklick: Es scheint sehr schwer für ältere Leute zu sein,
einen Doppelklick auszuführen. Windows benutzt an allen möglichen Stellen
Doppelklick: Sachen öffnen, Applikationen starten.... Für ältere Leute ist
das nicht zu benutzen. Die Ursache des Problems scheint zu sein, dass
Mama die Maus leicht während des Doppelklicks bewegt. Sie führt also 
zwei einfache Klicks aus. Es hat auch nichts geholfen, die
Doppelklick-Geschwindigkeit anders einzustellen.
      .
- Windows speichert die letzten Einstellungen beim Ausloggen.
Wenn man versehentlich eine Einstellung auf dem Desktop ändert oder ein
Icon entfernt, dann bleibt der Desktop beim nächsten Einloggen "zerstört".
      
- Windows kennt das Konzept "home directory" nicht. Man kann 
seine Dateien überall speichern und man weiß eigentlich nie, wo man
etwas gespeichert hat. Wichtige Dateien waren deshalb oft plötzlich
"verloren".
      
- Aus der Ferne per Telefon zu helfen ist sehr
      schwer, wenn es sich um Applikationen mit einer grafischen Oberfläche
      handelt, weil man den Bildschirm der anderen Person nicht sehen
      kann.
      
Linux auf dem Desktop
    Nachdem schon fast jeder aufgegeben hatte, schlug ich vor: Lasst uns
    Linux installieren.
    Unter Linux kann man zwischen verschiedenen Desktops und Windowmanagern
    wählen. Man kann Dinge konfigurieren, die in anderen Betriebssystemen völlig
    unmöglich sind. Die Konfiguration erfordert Zeit, aber es ist
    möglich.
    
    Ich entschloss mich, fvwm2 als Desktop und Windowmanager zu benutzen. Leute, die Linux schon lange vor KDE und Gnome benutzt haben kennen fvwm2 sicher.
    Es war ein sehr populärer Windowmanager bis etwa 1996. Seine Vorteile
    sind:
    
    
      - sehr leichtgewichtig (braucht kaum Speicher und ist schnell)
- er kennt das Konzept der Session nicht (ausloggen und wieder
      einloggen und alles ist so wie es vom Benutzer einmal
      eingestellt wurde)
- er lässt sich über eine einzige Konfigurationsdatei extrem
      stark konfigurieren.
      
Ich konfigurierte eine Leiste mit Knöpfen (button bar) wo
    Mama alles starten konnte, was sie brauchte:
	    - Rechner mit dem Internet verbinden
- E-Mail holen oder senden
- eine Textverarbeitung starten
- einen Webbrowser starten
- einen Taschenrechner starten
- eine Foto-CD mounten und automatisch den gqview Fotobetrachter
	    starten
      
Ich konfigurierte fvwm2 so, dass sie niemals einen Doppelklick brauchen
    würde. Die einzige Stelle an der ursprünglich ein Doppelklick nötig war,
    war das De-iconise einer Applikation. Ich änderte es so, dass man mit
    einem einzigen Klick auf das Icon das Fenster wieder öffnen konnte.
    Das Doppelklickproblem war somit schon gelöst.Als Textverarbeitung benutzte ich Ted (http://www.nllgg.nl/Ted/ ).
    Es ist eine sehr einfache Textverarbeitung, aber sie bietet alles, was Mama
    zum Schreiben von Briefen braucht.
    Je weniger kompliziert eine Applikation ist, desto besser.
    Auf dem Rechner konfigurierte ich für Mama eine kleine Homepage. 
    Beim Einloggen startet der Mozilla Firebird Webbrowser automatich
    mit dieser Seite. Diese Homepage enthielt einen Text, in dem alle
    Applikationen, die Mama benutzen sollte, kurz beschrieben wurden.
    
    Für E-Mail benutzte ich lfwmail. Es ist ein sehr einfaches,
    aber voll funktionstüchtiges Mime-kompatibles E-Mail Programm.
    Am wichtigsten: Es unterstützt keine Ordner. Man kann also
    Mail nicht versehentlich verlieren, wenn man etwas in einen
    falschen Ordner schiebt. Alle  E-Mails sind in einer Liste, die
    zeitlich sortiert ist. Das ist genau, was Mama brauchte.
    lfwmail ist ein Webmail Programm, aber ich installierte den
    Apache Webserver auf dem Rechner, so dass es praktisch 
    ein lokales Programm ist, das einfach über den Webbrowser
    bedient wird.
    
    Online gehen
    Das Konzept des Computers war so, dass alles ganz einfach zu benutzen
    sein sollte. Ich benutzte gpppwrap als eine Applikation, um über
    Modem online zu gehen. Der Internet Service Provierder war vorkonfiguriert
    und gpppwrap hat lediglich zwei Knöpfe: "online gehen" oder "offline".
    Ich änderte gpppwrap so, dass es die IP Adresse anzeigte, wenn der
    Rechner mit dem Internet verbunden war. Warum? So kann ich aus
    der Ferne helfen!
    Aus der Ferne helfen
    Glaube nicht den Leuten, die sagen, dass grafische Applikationen
    intuitiver sind. Grafische Applikationen können oft recht verwirrende
    Dialogfenster öffnen und wenn man nicht sehen kann was eine andere
    Person auf dem Bildschirm sieht, ist es fast unmöglich, zu helfen.
    Dieses Problem gibt es auf der Kommandozeile nicht. Einige Kommandos
    über das Telefon zu buchstabieren, ist sehr einfach und die andere
    Person muss sie einfach nur eintippen. Problem gelöst. Es war deshalb
    sehr gut, die Möglichkeit zu haben, ein xterm Fenster zu starten.
    Unter Linux kann man fast jedes Problem auch auf der Kommandozeile lösen.
    
    Zusätzlich konfigurierte ich sshd. Ich kann dann Mama bitten, mir
    ihre IP-Adresse zu geben und so kann ich mich einloggen und Software
    installieren oder Probleme aus der Ferne lösen. Sehr angenehm.
    
    Wie der Rechner aussieht?
    Hier ist ein Foto des Desktops. Man sieht, wie eine CD mit Fotos
    gerade in gqview betrachtet wird und man sieht das lfwmail E-Mail
    Programm im Webbrowser.
 
    Zusammenfassung
    Ich habe es schon immer gewusst: Linux ist das benutzerfreundlichste Betriebssystem, das man haben kann. Nun ist es bewiesen. Man kann einen Rechner
    genau an die Bedürfnisse des Benutzers anpassen. Das ist sicher
    auch sehr gut für Firmen, Schulen, Vereine, ... Ein kompetenter
    Systemadministrator kann wirklich die Produktivität erhöhen, indem
    er die Rechner genau an die Bedürfnisse der Benutzer anpasst.
    Mama hat jetzt einen Computer, den sie benutzen kann. In einigen Monaten, sobald sie sich noch besser auskennt, werde ich weitere Applikationen 
    installieren.
    
Links