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von Sandeep Grover <sandeep<at>Magma-DA.com> Über den Autor: Sandeep Grover arbeitet für Magma Design Automation, India - die am schnellsten wachsende EDA (Electronic Design Automation)-Firma. In seiner Freizeit beschäftigt er sich mit den Internas von Linux, in der Hoffnung, eines Tages zum Linuxkernel beitragen zu können! Übersetzt ins Deutsche von: Jürgen Pohl <sept.sapins(at)verizon.net> |
Das Proc File System verstehenZusammenfassung:
Der Linuxkernel enthält einen Mechanismus, um Zugang zu seinen internen Datenstrukturen möglich zu machen und um Kerneleinstellungen im laufenden Betrieb über das /proc-Dateisystem zu ändern. Wir werden hier das /proc-Dateisystem in Bezug auf die Intel x86-Architektur behandeln - das zugrunde liegende Konzept für Linux ist jedoch auf allen Plattformen gleich. |
Das /proc-Dateisystem ist ein Mechanismus, um Informationen an die Prozesse des Kernels und die der Kernelmodule zu schicken (daher der Name /proc). Dieses Pseudo-Dateisystem erlaubt uns, auf die interne Datenstruktur des Kernels einzuwirken, nützliche Informationen über die Prozesse herauszufinden und um Einstellungen während des Betriebs zu ändern (durch Änderung der Kernelparameter). /proc ist im Hauptspeicher untergebracht, während die anderen Dateisysteme auf der Festplatte gespeichert sind. Betrachten wir die Datei /proc/mounts (die alle gemounteten Dateisysteme auflistet, wie z.B. den "mount"-Befehl), sollten wir eine Zeile finden, die etwa so aussieht:
grep proc /proc/mounts /proc /proc proc rw 0 0
/proc wird durch den Kernel gehandhabt und hat keine eigenes Device. Da die Datei hauptsächlich vom Kernel gesteuerte Zustandsinformationen enthält, ist es logisch, diese im Hauptspeicher unterzubringen, der vom Kernel gehandhabt wird. Der Befehl 'ls-l' - in Bezug auf /proc - zeigt uns, dass die meisten Dateien eine Grösse von 0 Byte haben. Schauen wir uns die Datei jedoch näher an, finden wir eine ganze Menge Informationen. Wie ist das möglich? Das geschieht, weil sich das /proc-Dateisystem - wie alle normalen Dateisysteme - in der Virtual File System-Schicht (VFS) registriert. Bei Aufrufen des VFS auf I-nodes für Dateien/Verzeichnisse generiert das /proc-Dateisystem diese Dateien/Verzeichnisse dynamisch aus Informationen vom Kernel. Diese Verzeichnisstruktur entsteht also erst wenn man darauf zugreift.
Falls dieses noch nicht in Ihrem System gemountet ist, kann das durch folgenden Befehl geschehen -
mount -t proc proc /proc
Mit diesem Befehl sollten Sie Ihr proc-Dateisystem erfolgreich gemountet haben. Nähere Informationen sind in der mount-Manpage zu finden.Durch die /proc-Dateien erhalten wir Zugang zu Infomationen über der Zustand des Kernels, Attribute des Rechners, den Status der laufenden Prozesse, usw. Die meisten Dateien im /proc-Verzeichnis liefern uns einen aktuellen Einblick in die technische Umgebung des Systems. Obwohl die /proc-Dateien virtuell sind, können sie mittels Dateieditor oder durch Programme - wie 'more', 'less' oder 'cat' - eingesehen werden. Für jeden Editor, der eine virtuelle Datei öffnen will, wird diese umgehend aus aktuellen Informationen des Kernels erzeugt. Hier sind ein paar interessante Ergebnisse über mein System
$ ls -l /proc/cpuinfo -r--r--r-- 1 root root 0 Dec 25 11:01 /proc/cpuinfo $ file /proc/cpuinfo /proc/cpuinfo: empty $ cat /proc/cpuinfo processor : 0 vendor_id : GenuineIntel cpu family : 6 model : 8 model name : Pentium III (Coppermine) stepping : 6 cpu MHz : 1000.119 cache size : 256 KB fdiv_bug : no hlt_bug : no sep_bug : no f00f_bug : no coma_bug : no fpu : yes fpu_exception : yes cpuid level : 2 wp : yes flags : fpu vme de pse tsc msr pae mce cx8 apic sep mtrr pge mca cmov pat pse36 mmx fxsr xmm bogomips : 1998.85 processor : 3 vendor_id : GenuineIntel cpu family : 6 model : 8 model name : Pentium III (Coppermine) stepping : 6 cpu MHz : 1000.119 cache size : 256 KB fdiv_bug : no hlt_bug : no sep_bug : no f00f_bug : no coma_bug : no fpu : yes fpu_exception : yes cpuid level : 2 wp : yes flags : fpu vme de pse tsc msr pae mce cx8 apic sep mtrr pge mca cmov pat pse36 mmx fxsr xmm bogomips : 1992.29
Das Proc-File-System kann nützliche Angaben über das System und den laufenden Kernel sammeln. Einige der wichtigen Dateien finden wir in der folgenden Liste
Mit dem /proc-Dateisystem kann man Informationen über jeden laufenden Prozess aufspüren. Es gibt einige nummerierte Unterverzeichnisse im /proc. Jedes nummerierte Unterverzeichnis bezieht sich auf eine Prozess-ID (PID). Das bedeutet, für jeden laufenden Prozess gibt es ein Unterverzeichnis innerhalb von /proc, bezeichnet mit der zugehörigen PID. Innerhalb dieser Unterverzeichnisse finden wir Dateien mit wichtigen Details über den Status und die Umgebung der Prozesse. Probieren wir die Suche nach einem laufenden Prozess.
$ ps -aef | grep mozilla root 32558 32425 8 22:53 pts/1 00:01:23 /usr/bin/mozillaDer obige Befehl deutet auf einen laufenden Prozess von Mozilla mit der PID 32558. Infolgedessen sollte in /proc ein Unterverzeichnis mit der Nummer 32558 zu finden sein.
$ ls -l /proc/32558 total 0 -r--r--r-- 1 root root 0 Dec 25 22:59 cmdline -r--r--r-- 1 root root 0 Dec 25 22:59 cpu lrwxrwxrwx 1 root root 0 Dec 25 22:59 cwd -> /proc/ -r-------- 1 root root 0 Dec 25 22:59 environ lrwxrwxrwx 1 root root 0 Dec 25 22:59 exe -> /usr/bin/mozilla* dr-x------ 2 root root 0 Dec 25 22:59 fd/ -r--r--r-- 1 root root 0 Dec 25 22:59 maps -rw------- 1 root root 0 Dec 25 22:59 mem -r--r--r-- 1 root root 0 Dec 25 22:59 mounts lrwxrwxrwx 1 root root 0 Dec 25 22:59 root -> // -r--r--r-- 1 root root 0 Dec 25 22:59 stat -r--r--r-- 1 root root 0 Dec 25 22:59 statm -r--r--r-- 1 root root 0 Dec 25 22:59 statusDie Datei "cmdline" enthält den Befehl, der aufgerufen wird, um den Prozess zu starten. Die "environ"-Datei enthält die Umgebungsvariablen für den Prozess. "status" enthält die Statusinformationen des Prozesses, einschliesslich Benutzer (UID)- und Gruppen (GID)-Identifikation des Benutzers, der den Prozess ausführen lässt, sowie die Parentprozess-ID (PPID) - welche die PID instanziierte - und den gegenwärtigen Status des Prozesses, wie "Sleeping" oder "Running" Jedes Prozessverzeichnis hat einige symbolische Links. "cwd" ist ein Link zum aktuellen aktiven Verzeichnis, "exe" zur ausführbaren Datei des aktiven Prozesses, "root" ist ein Link zum Verzeichnis, welches der Prozess als sein root-Verzeichnis erkennt (meistens "/"). Das Verzeichnis "fd" enthält Links zu den Dateideskriptoren, die der Prozess benutzt. Der "cpu"-Eintrag erscheint nur bei SMP-Linuxkerneln. Er enthält Angaben über die Dauer des Prozesses für jedes CPU.
/proc/self ist ein interessantes Unterverzeichnis, es ermöglicht einem Programm Informationen über seinen eigenen Prozess zu finden. Die Angabe /proc/self ist ein symbolischer Link zum /proc-Verzeichnis - er bezieht sich auf den Prozesses der gerade das /proc-Verzeichnisses liest.
Die meisten oben genannten Dateien in /proc sind schreibgeschützt. Das /proc-Dateisystem ermöglicht jedoch durch Lese-/Schreibdateien - innerhalb von /proc - auf den Kernel einzuwirken. In diese Dateien schreiben kann den Zustand des Kernels ändern, deshalb sollten Änderungen dieser Dateien mit Vorsicht durchgeführt werden. Das /proc/sys-Verzeichnis enthält Lese-/Schreib-Dateien, es kann daher benutzt werden, um das Verhalten des Kernel zu ändern.
/proc/sys/kernel - Diese Verzeichnis enthält Informationen zum allgemeinen Kernelverhalten. /proc/sys/kernel/{domainname, hostname} enthält den Domainnamen und den Hostnamen der Maschine/ des Netzwerks. Diese Dateien können für die Änderung der Namen benutzt werden.
$ hostname machinename.domainname.com $ cat /proc/sys/kernel/domainname domainname.com $ cat /proc/sys/kernel/hostname machinename $ echo "new-machinename" > /proc/sys/kernel/hostname $ hostname new-machinename.domainname.comWie gesagt durch Änderung der Dateien innerhalb des /proc-Dateisystems können wir den Hostnamen wechseln. Viele andere konfigurierbare Dateien sind im /proc/sys/kernel zu finden. Es ist jedoch nicht möglich alle diese Dateien hier aufzuführen, die Leser können die Details dieses Verzeichnisses einfach einsehen.
$ echo 1 > /proc/sys/net/ipv4/icmp_echo_ignore_allDas versteckt Ihre Maschine im Netzwerk, indem es die Antwort auf icmp_echos verweigert. Der Host wird nicht auf ping-Aufrufe von anderen Hosts antworten.
$ ping machinename.domainname.com no answer from machinename.domainname.comUm zur Grundeinstellung zurückzugelangen, geben wir ein
$ echo 0 > /proc/sys/net/ipv4/icmp_echo_ignore_allEs gibt viele andere Unterverzeichnisse im /proc/sys, in denen durch Konfiguration die Eigenschaften des Kernels geändert werden können. Siehe [1], [2] für weitere Angaben.
Das /proc-Dateisystem bietet eine Schnittstelle zum Linuxkernel. Es hilft, den Status und die Konfigurationen vieler Einrichtungen und Prozesse Ihres Systems zu ermitteln. Das Verständnis und das angewandte Wissen dieses Dateisystems ist deshalb der Schlüssel, um das Beste aus Ihrem Linuxsystem zu machen.
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